1896: Jakob kommt als fünftes Kind des Landwirts und Zimmermanns Josef Haas in Hinterstein im Oberallgäu zur Welt. Die Mutter stirbt bei der Geburt.
1897: Die Armut im Gebirgstal ist groß. Die Kinder leiden Hunger. Nach Ablauf des Trauerjahres heiratet Josef die Witwe Maria Kiss, die eine stattliche Aussteuer mit in die Ehe bringt.
1900: Im zweiten Ehejahr erkrankt Maria an Schwindsucht und stirbt ein Jahr darauf. Die ältere Schwester Gretel wird zur Ersatzmutter für Jakob.
1902: Mit Sechs kommt Jakob in die Volksschule. Jakob fühlt sich vom eintönigen Unterricht gelangweilt und führt in der Klasse ein Außenseiterdasein.
1903: Die inzwischen 16-jährige Gretel verdingt sich als Magd bei einem Bauern im Unterland, weil Josef sie nicht in Löhnung nehmen will.
1905: Im April feiert Jakob seine Erste Heilige Kommunion. Im Herbst kommt Josefs ältester Sohn Ludwig mit 20 Jahren bei Baumfällarbeiten ums Leben. Der zweitälteste Sohn Franz übernimmt den Betrieb. Josef arbeitet nur noch sporadisch, beginnt zu trinken und neigt zu Zornausbrüchen.
1907: In der Schule gilt Jakob weiterhin als verschlossen und eigenbrötlerisch und wird wegen seiner altklugen Beiträge im Religionsunterricht von seinen Klassenkameraden gehänselt. Als er sich beim Vorlesen aus der Bibel verliest und aus dem Messias einen „Messiach“ macht, erhält er den gleichlautenden Spottnamen.
1910: Zur Firmung bekommt Jakob von Pfarrer Siebert die Bibel geschenkt. Er ermuntert ihn, die Nachfolge Christi anzutreten und sich für das Priesterseminar zu bewerben. Wenig später spricht Pfarrer Siebert bei Josef wegen der Ausbildung Jakobs zum Priester vor. Josef erteilt seine Zustimmung.
1911: Als Josef im Sterben liegt, geleitet Jakob ihn mit Gebeten hinüber. Franz übernimmt den inzwischen heruntergewirt-schafteten Hof.
1912: Franz heiratet die achtzehnjährige Brauereitochter Anna, die von ihm schwanger ist. Noch während der Hochzeit wird Anna Zeuge seiner Untreue. Nach ihrer Niederkunft im Elternhaus zieht sie auf dem Hof ein und übernimmt die Geschäftsführung.
Hinterstein um 1900
B´m aolte Haase
Das Tal im Winter
Breitenberg
1912: Jakob setzt als einziger seines Jahrgangs seine Schullaufbahn am Humanistischen Gymnasium in Kempten fort. Im Juni macht Jakob seinen Schulabschluss am Humanistischen Gymnasium in Kempten mit Bestnoten und wird dank eines Empfehlungsschreibens von Pfarrer Siebert im August als Stipendiat ins Priesterseminar in Dillingen aufgenommen. Jakob tut sich anfangs schwer mit dem streng geregelten Tagespensum von Arbeit, Exerzitien und Studienzeiten, erwirbt sich aber bei den wöchentlichen Aussprachen mit dem Novizenmeister durch seine durchdachten und kritischen Beiträge Ansehen. Im Juni besteht Jakob neben Prüfung zum Sanitäter auch die Propädeutikum-Prüfung trotz seiner unorthodoxen Glaubensvorstellungen.
Novizenweihe
Klostergarten
Andacht
Lichterprozession
1914, August: Beginn des 1. Weltkriegs. Jakob wird bei der Musterung für diensttauglich erklärt, muss sich vor dem Fronteinsatz einer dreimonatigen militärischen Grund-ausbildung in Neu-Ulm unterziehen. Sein Bruder Franz gilt nach der Schlacht an den Masurischen Seen als vermisst.
November 1914 – Februar 1915: Jakob wird mit dem 1.Bataillon des III. Bayerischen Infanterie-Regiments an die Westfront verbracht und erlebt zusammen mit seinen Kameraden aus dem Allgäu das Grauen des Stellungskriegs vor Verdun. Über dem Gemetzel wird er zum Pazifisten und kann an der Ardennenfront ein eingekesseltes französisches Regiment zur Kapitulation überreden und ein größeres Blutvergießen verhindern. An Weihnachten wird er an der Verdunfront zum Initiator einer Friedensfeier zwischen Deutschen und Franzosen. Auf seinen Wunsch unterstützt er den Feldkaplan bei der Seelsorge und lernt das Grauen in den Lazarettzelten und die Ohnmacht der Ärzte und Priester kennen.
Februar 1915: Jakob wird als Feldprediger dem neu aufgestellten Schneeschuhbataillon des Alpenkorps zugeteilt, absolviert in Immenstadt im Allgäu einen dreimonatigen Lehrgang und rückt mit der Bayerischen Jägerbrigade Nr. 2 im Juni 1915 nach Südtirol aus.
Juni – Oktober 1915: Jakob kommt mit dem 3. Jägerregiment an den Drei Zinnen zum Einsatz, wird dem Feldkuraten Sepp Hosp als Hilfskraft zugeteilt. Jakob ist als Seelsorger für einen gesamten Frontabschnitt zuständig und wird zum Seelentröster für Schwerverwundete und Sterbende. Bei einer italienischen Großoffensive Anfang Oktober am Valparolapass leistet Jakob auf dem Schlachtfeld Erste Hilfe und spendet den Schwerverwundeten die letzte Ölung. Im Trommelfeuer wird er von einer in der Nähe explodierenden Granate selbst schwer verletzt.
Auf beiden Seiten geht man mehr und mehr dazu über, die Berge selbst in den Kampf mit einzubeziehen. Nachdem man unter unsäglichen Strapazen die in Einzelteile zerlegten Geschütze auf schmalen Saumpfaden hinaufgeschleppt und vor Ort wieder zusammengesetzt hat, verwandeln sich die Berge in feuerspeiende Ungetüme, aus denen Haubitzen und Mörser unentwegt Verderben und Feuer speien. Wenn man mit Stürme und Geschützfeuer nicht weiter kommt, sprengt man kurzerhand die Berggipfel, auf denen der Feind sitzt, in die Luft. Dutzende Berge werden auf diese Weise enthauptet, viele Kilometer Stollen und Schächte in ihre Eingeweide getrieben. Im Winter kommen noch die Lawinen hinzu, die die Stellungen verschütten. Kälte, Schnee und Lawinen fordern mehr Opfer als die Kriegshandungen. Hosp hat wohl Recht mit seiner Einschätzung, dass die Wahrscheinlichkeit, den Krieg zu überleben im Gebirge deutlich geringer ist als im Flachland.
Oktober 1915 – April 1916: Jakob verbringt mehrere Wochen im Koma. Als er im Garnisonsspital Innsbruck erwacht, sind seine Wunden bereits am Verheilen, aber er „zittert“ - seine Arme und Beine vollführen ohne sein Zutun unkontrollierte Schlingerbewegungen. Im Oktober 1915 wird er ins Re-servelazarett Kempten eingewiesen. Der zuständige Arzt hält Jakob für einen Simulanten und behandelt ihn über mehrere Monate mit Eisbädern und Elektroschocks. Im April 1916 wird Jakob schließlich als kriegsuntauglich und „Zitterer“ entlassen, nachdem alle Behandlungsversuche fehlgeschlagen sind.
April – Juli 1916: Jakob kehrt in sein Elternhaus zurück und wird von seiner Schwägerin Anna, deren Mann noch immer als vermisst gilt, gepflegt. Ein Trauma-Therapeut in München heilt Jakob mit dem Pilzgiftextrakt Psylocybin von seinem Tremor. Während seines Genesungsurlaubs hilft er Anna auf dem Hof und beginnt ein Verhältnis mit ihr. Damit er nicht wieder an die Front muss, flieht er mit einem gefälschten Pass über den Bodensee in die Schweiz.
Marsch an die Front
Schützengraben
Kriegslazarett
Soldatengrab
Krieg in den Dolomiten
Transport eines Artilleriegeschützes in steilem Gelände
Front in Eis und Schnee
Geschütz auf dem Ortler
Juli 1916 – August 1917: Jakob kommt durch die Fürsprache der Tänzerin und Malerin Sophie Taeuber in Zürich als Bühnentechniker bei Dada unter und gerät in den Bann der kulturkritisch und pazifistisch ausgerichteten Protestbewegung und ist zunächst als Bühnentechniker, dann auch als Komparse an den wöchentlichen Aufführungen beteiligt. Als Vorsänger eines gregorianischen Chorals verleiht Jakob Dada sogar eine spirituelle Note. Das kommt zwar beim Publikum gut an, sorgt aber für Missstimmung im Team. Nach der Abstimmung über die weitere Ausrichtung der Bewegung legt Hugo Ball sein Amt als Vorsitzender nieder. Das Ende der Bewegung in Zürich zeichnet sich ab.
DADA Poster
Poster Hannah Höch
Hugo Ball, Leiter der Dadaisten Szene
Emmy Hennings: Schriftstellerin, Sängerin und Kabarettistin; Frau von Hugo Ball
Ende August begleitet Jakob Sophie Taeuber nach Ascona zum Monte Verità, wo sie mit der Tanzgruppe von Rudolf von Laban ihren Auftritt beim „Sonnenfest“ probt. Auf einem Rundgang erzählt Sophie Jakob die Geschichte der Kooperative auf dem „Berg der Wahrheit“. Wenig später lernt Jakob nicht nur die Gründer und Betreiber der Kooperative Ida und Henri Oedenkoven und ihr Konzept der Freikörperkultur und veganen Ernährung kennen, sondern auch Berühmtheiten der Anarchistenszene wie Erich Mühsam und Karl und Gusto Gräser. Das vom Abend bis zum Morgen dauernde Sonnenfest an den Hängen des Monte Verità begeistert die Zuschauer, unter denen sich auch viele Berühmtheiten befinden, die von weither angereist sind. Jakob beschließt, nicht wie geplant mit der Dada-Truppe nach Zürich zurückzukehren, sondern weiter den Berg und seine vielen Wahrheiten zu erkunden. Auf seinen Wanderungen trifft er auch auf den Schriftsteller Hermann Hesse und freundet sich mit ihm an. Wenig später Nebenher hilft er gemeinsam mit Lotta, der Adoptivtochter von Henri und Ida und der Stieftochter des Grafen Arese, dem Herrscher über die Borromäischen Inseln, in der Kooperative aus. Lotta überredet Jakob, bei einem Anarchistentreffen unter der Leitung des Sozialisten Raphael Friedebergs und der Eminenz des internationalen Anarchismus, Gustav Landauer, teilzunehmen, um ein Konzept für eine künftige Gesellschaft nach anarchistischen Grundprinzipien zu erarbeiten. Der von Jakob erstellte Entwurf wird am nächsten Tag von der Versammlung für so gut befunden, dass Gustav Landauer ihn nach Kriegsende zur Mitarbeit bei der geplanten Verwirklichung der bayerischen Räterepublik auffordert.
Hotel Monte Verità
Das Buch kann zum Preis von 24,90 Euro im Verlag Tobias Dannheimer unter www.edele.de bestellt oder im Buchhandel erworben werden.